Startschuss mit Hammer und Meißel
Er gehört wahrlich nicht zu den einladenden Orten in der Innenstadt, der Durchgang beim Kaufhaus Schneider entlang der Alb. Nachdem der Gemeinderat sein Plazet für dieses Projekt gegeben hatte, nämlich diese Verbindung zwischen Schillerbrücke und Marktplatz heller und attraktiver zu gestalten, konnte es in die konkrete Phase gehen. Die Stadt stemmt diese Veränderung nicht alleine, denn die Baumaßnahme wird im Rahmen des Bundesförderprogramms Zukunftsfähige Innenstadt und Zentren kurz ZIZ umgesetzt. Betreut und unterstützt wird Ettlingen dabei vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt – und Raumforschung kurz BBSR im Auftrag des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.
Bereits vor dem Startschuss mit Hammer und Meißel hatten die ´Gäste´ aus Berlin Michael Maday und seine Kollegin Alexandra Beer vom BBSR sich ein Bild über die bereits realisierten Projekte in Ettlingen gemacht, ob das Ciné- oder ConnectEck, die Dachterrasse auf der Schlossgartenhalle, ob die mobilen Sitzgelegenheiten in der Innenstadt, ob vom Pop-up-Laden in der Badener-Tor-Straße oder von der After-Work-Veranstaltung. Sie setzte ein Ausrufezeichen hinter einen erfolgreichen Tag. Denn Maday und Beer sparten nicht mit Lob für Ettlingen. Sie waren beeindruckt von den kreativen Ideen, um eine Innenstadt lebendig und attraktiv zu machen, von dem langen Atem und der geglückten Umsetzung. Für eine Stadt in der Größenordnung von Ettlingen sei das mehr als erstaunlich.
Oberbürgermeister Johannes Arnold unterstrich in seiner Begrüßung, dass dies möglich gewesen sei durch die Fördergelder. Sie erlauben Exprimente, die, wenn sei erfolgreich gewesen sind, dann auch ohne die Gelder vom Bund fortgeführt werden. Der Erfolgsdruck ist nicht so hoch. Das letzte große Projekt ist der Durchgang, für den mehrere Ämter an einem Strang ziehen vom Amt für Marketing und Kommunikation über das Hochbauamt bis hin zum Planungsamt und der Kämmerei.
Frühzeitig habe Ettlingen das Thema Leerstand aufgegriffen, ließ Citymanagerin Nicole Bär wissen, die kurz skizzierte, was Ettlingen dagegen unternommen hat und unternimmt. Neben den Fördergeldern hat die Stadt selbst einen Verfügungsfonds aufgelegt und die Resonanz von den Einzelhändlern hat uns sehr überrascht. Es haben sich Quartiersgemeinschaften gebildet, das Kronenstraßenfest wurde gefeiert, der Sternenhimmel in der Bruchgasse angeschafft, um einige wenige zu nennen. Oder Veranstaltung initiiert wie die open air Silent Disco. Doch die Grundlage für all das ist LeAn, die Leerstandsdatenbank, hier können sich frühzeitig Vermieter aber auch Ladenbesitzer melden. Dazu haben wir einen Pop-up-Wettbewerb ins Leben gerufen, damit es keine dunklen Schaufensterscheiben gibt. Wir sprechen gezielt Eigentümer an, wenn Veränderungen anstehen. Regelmäßige Treffen seien hier essentiell so Frau Bär. Denn die Vermieter haben einen gewichtigen Anteil an der Innenstadtentwicklung. Mittlerweile hat die Stadt auch solch ein Leerstandsmanagement für den gastronomischen Bereich. Auf Social Media gibt es mittlerweile unterschiedliche Filme wie beispielsweise „Ettlingen ist auch bei Regen schön“, hier sollen weitere folgen.
Planungsamtschef Wassili Meyer-Buck skizzierte die Lupe Innenstadt, das wichtigste war und ist die Fußgängerzone, die beliebtesten Plätze sind die Alb und der Marktplatz und von dort führte Meyer-Buck die Zuhörer zum Durchgang Kaufhaus Schneider, wo der Abbruch der Brüstungen für mehr Licht im Durchgang sorgen wird. Doch das wohl atmosphärisch ansprechendste Moment wird das 28 Meter lange Graffiti der Künstler René Sulzer und Yannik Czolk. Es illustriert die Geschichte Ettlingen, die eng mit der Alb einhergeht. Die Künstler haben dafür im Stadtarchiv Bilder und alte Drucke gesichtet. Auf dem ´Gemälde´ wird die alte Zwingelmühle zu sehen sein, eine Amphore als Symbol für die Römerzeit und die Tonscherben, die bei der Altstadtsanierung gefunden worden waren, so Stadtmarketingleiterin Sabine Süß. Überdies wird die Decke abgehängt, was gleichfalls für ein klareres und gepflegteres Erscheinungsbild sorgen wird.
Für den Aufgang zum Wehr, eine echte Schmuddelecke, hat sich Matthias Berg vom Büro bfr, zuständiger Projektsteurer, eine „einfache“ wie ideale Lösung ersonnen, eine gebogene Spiegelwand. Dies alles wird im ersten Bauabschnitt realisiert werden, im zweiten wird ein Steg auf die Alb hinausgebaut werden, um den Weg in Richtung Schillerbrücke zu führen, dadurch gewinnt man einen Raum und der dritte wäre die Umsetzung der Sanitäranlagen. Neben dem natürlichen Licht ist gerade am Abend ein warm weißes Licht gefragt, das die Fledermäuse nicht stört, so Jochen Karo, er rückt den Durchgang ins richtige Licht in Absprache mit dem Naturschutz.
Auch der Denkmalschutz hat ein gewichtiges Wort mitzusprechen, steht doch das Schneider-Gebäude von Architekt Heinz Mohl unter Denkmalschutz.
Dass wir die ganzen Veränderungen vornehmen dürfen, so Arnold, sei auch Sigrid Krüger, Vertreterin der Eigentümer zu verdanken. Die Umgestaltung gereiche für alle zum Vorteil.
Die Arbeiten für den ersten Teil beginnen in wenigen Tagen. Während der laufenden Arbeiten ist der Durchgang nicht begehbar. Und für die Baustelle wird der Dauermarktstand etwas verschoben, aber er bleibt, merkte Süß an.