Einweihung des Denkmals für Otto Hörner: Erinnerung und Ausrufezeichen für ein Vorbild an Zivilcourage
In der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem werden im ‚Garten der Gerechten unter den Völkern‘ seit 1996 für nichtjüdische Retter Platten mit ihren Namen angebracht; dort kann man auch den Namen Otto Hörner finden. Denn er gehörte zu einer Gruppe von Menschen, die weder Hauptschuldige, noch Belastete, Mitläufer oder Entlastete waren: er gehörte zu denjenigen, die Widerstand leisteten oder die aktiv jüdischen Mitbürgerinnen oder Mitbürgern Schutz und Unterschlupf boten. „Er ist der einzige Ettlinger, dem diese Ehre jemals zuteilwurde“, merkte Oberbürgermeister Johannes Arnold an. Bislang erinnerte an ihn, der, unterstützt von seiner Schwägerin Luise Krause und deren Mann Max, sieben Menschen das Leben rettete, nur ein nach ihm benannter Weg sowie eine Metalltafel an der Friedhofsmauer. Seit Mittwoch vergangener Woche gibt es am Otto-Hörner-Weg ein Denk- und Mahnmal, das sinnfällig den Begriff Schutz umschreibt: aus einer bestimmten Perspektive betrachtet, bilden Cortenstahlplatten ein Haus. Die `Tür` ist angelehnt, aus ihr sind Worte herausgelasert wie ‚Mut‘, ‚Zivilcourage‘, ‚Beherztheit‘, ‚Entschlossenheit‘. Die Worte sind angeschnitten, der Betrachter darf sie selbst ergänzen.
„Dort, am Friedhof, wo wir trauern um unsere Verstorbenen, sollten wir Deutschen innhalten und ob unserer Vergangenheit trauern“, mahnte OB Arnold; doch an dieser Stelle, an der nun Hoffnung auf neues Leben aufkeimt, sei auch ein Ort, um Kraft zu schöpfen.
Einen Schutzraum, um Kraft schöpfen zu können, ein Unterschlupf, der die Hoffnung auf ein Weiterleben schürte, dies gewährten Otto Hörner und seine Unterstützer. Adolf, Sofie, Ellen und Hannelore Loebel, die beiden Jungen Paul und Jakob Schauder und Goldine Zweifel konnten dank einer Gartenhütte der Verfolgung entgehen; Otto Hörner, geboren 1884, erlebte den Erfolg seiner Aktion nicht mehr mit, denn er starb am 20. Januar 1945 kurz vor der Befreiung Ettlingens durch die französischen Truppen. „Das Kunstwerk ist Erinnerungsmal und Ausrufezeichen für künftige Generationen“, so der OB.
Viele haben dazu beigetragen, das Denkmal zu realisieren. Der Dank des OBs galt daher einer Vielzahl von Menschen: Stadtarchivarin Christiane Pechwitz, dem Künstler Werner Pokorny, der den Kontakt zu Madeleine Dietz herstellte, sie entwarf und fertigte die Skulptur. Museumsleiterin Daniela Maier, dem Gemeinderat, der das Vorhaben einstimmig unterstützte, allen, die sich um die Aufstellung des Kunstwerks kümmerten, dem Stadtbauamt unter Norbert Ruml und der Garten- und Friedhofsabteilung der Stadt unter der Leitung von Ingrid Lotterer, dem Kulturamt in Person von Christoph Bader sowie den beiden ungenannt bleiben wollenden Spendern, die die finanzielle Grundlage für die Aufstellung des Mahnmals schufen.
"Wer auch nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt", mit diesem Talmudspruch, der auch in den Ring eingraviert ist, den Otto Schindler von den von ihm geretteten Juden erhielt, begann Museumsleiterin Daniela Maier ihre Laudatio. Otto Hörner rettete sieben Menschen. Ihm zu Ehren stehe in Ettlingen nun eines der wenigen figürlichen Denkmale im Zusammenhang mit dem Holocaust, betonte Maier. Mit Madeleine Dietz habe man eine renommierte Künstlerin gefunden, die sich besonders der Erinnerungsskulptur widme. Die vier Flächen aus kontrolliert rostendem Cortenstahl, die ein Haus, einen Schutzraum bilden, können auch ein Gefängnis sein. Leere und Masse stehen sich gegenüber, der rostende Stahl symbolisiert auch die Vergänglichkeit allen Seins. Die Offenheit der nicht miteinander verbundenen Wände zeigt, dass die Sicherheit mitunter nur scheinbar gegeben ist. Die Worte auf der angelehnten Tür vermitteln Werte, die in jeder Gesellschaft Gewicht haben sollten, um menschenverachtendes Handeln künftig zu verhindern. „Entstanden ist ein hoch ästhetisches Kunstwerk mit nachvollziehbarer Formensprache zum ehrenvollen Andenken an die Retter“, fasste Maier zusammen.
„Das Thema war reizvoll für mich und passte in den Themenkomplex, der mich stets beschäftigt“, merkte die Landauer Künstlerin Madeleine Dietz an. Ihre Schatzkästlein und Tresore, mit Erde gefüllt, gehen der Frage nach: "Was bleibt, wenn ein Mensch geht?“ Werden und Vergehen sind ihre Motive, Erde, Stahl und Licht ihre Materialien. Ihre Arbeiten finden sich in Kirchenräumen, im öffentlichen Raum, in zahlreichen Galerien und Museen. Sie dankte ihrerseits allen, die die Realisierung und die Installation des Kunstwerks begleiteten, und schloss mit den Worten: „Kunst ist eine Skizze, die von den Betrachtern vollendet wird.“