Nach zwei Jahren kann die Nepomukfeier erstmals wieder im Asamsaal, der früheren Schlosskapelle, stattfinden. Zu Beginn feiert der Freiburger Weihbischof Dr. Peter Birkhofer zu Ehren des Kirchenpatrons Johannes von Nepomuk mit den Anwesenden ein Pontifikalamt. Der Weihbischof besucht schon zum dritten Mal die Nepomukfeier in Ettlingen. Zuvor hatte er bereits in seinem früheren Amt als Domkapitular daran teilgenommen.
Der Asamsaal, heute ein berühmter Konzertsaal, ist aus der von Markgräfin Sibylla Augusta erbauten Hofkapelle hervorgegangen. Die Markgräfin, die die Verehrung des heiligen Johannes von Nepomuk aus ihrer böhmischen Heimat nach Baden brachte, ließ die Kapelle an Decke und Wänden mit Fresken aus der Hand des bekannten Barockmalers Cosmas Damian Asam ausschmücken. Sie stellen Szenen aus Leben und Legende des böhmischen Heiligen dar. Dieser starb 1393 den Märtyrertod, weil er sich als Priester und Generalvikar der großen Prager Erzdiözese dem König widersetzt hatte. Nach der Überlieferung, gegen die aber historische Einwände bestehen, verlor Johannes sein Leben in der Moldau, weil er das Beichtgeheimnis nicht verraten hat.
Johannes von Nepomuk gilt als Patron der Priester, Beichtväter, Schiffer, Flößer und Müller sowie generell als Beschützer vor Hochwasser und Überschwemmungen. Das erklärt auch die Aufstellung seines Standbildes an Flüssen und auf Brücken. Im 20. Jahrhundert wurde Johannes von Nepomuk zu einer Symbolfigur für Frieden und Völkerverständigung. Kirchengemeinde Ettlingen Stadt, Kolpingsfamilie und Ackermann-Gemeinde, die gemeinsam die Nepomukfeier tragen, haben deshalb als Motto gewählt: „„Mit dem heiligen Johannes von Nepomuk über Brücken gehen“. Die Ettlinger Nepomukfeier, an der schon seit den Anfangsjahren tschechische Gäste teilgenommen haben, schlägt eine Brücke zwischen Menschen und Nationen.
Die Ettlinger Nepomukfeier wurde 1993 vom ehemaligen Oberbürgermeister Dr. Erwin Vetter, heute Ehrenbürger der Stadt, und dem Erzbischöflichen Kanzleidirektor Albert Franz Xaver Bissinger gegründet. Letzterer war Mitglied der Stadtgeschichtlichen Kommission Ettlingen und zeitweise ihr Vorsitzender. Beide, Ehrenmitglieder der Kolpingsfamilie, wollten die Erinnerung an die frühere Schlosskapelle und ihren Schutzpatron wach halten und gleichzeitig an die historischen badisch-böhmischen Beziehungen erinnern.
Auf die Diskriminierung und Verfolgung, der sich Christen in vielen Staaten in steigendem Maße ausgesetzt sehen, will die Lichterprozession vom Schloss zur Rathausbrücke aufmerksam machen. Katholische Kirchengemeinde Stadt, Kolpingsfamilie und Ackermann-Gemeinde haben die Lichterprozession unter das Motto gestellt: „Solidarität mit den verfolgten und bedrängten Christen unserer Zeit.“
Auf einen böhmischen Brauch geht das Lichterschwimmen auf der Alb zurück. Als der gefolterte Priester und Generalvikar Johannes von Nepomuk in die Moldau gestürzt wurde, blieb sein Leichnam zunächst unentdeckt. Dann wurde er aber doch von Fischern gefunden, weil Lichter über dem Wasser, nach Pfarrer Albert Bissinger fünf Sterne, seine Lage im Strom anzeigten. Goethe beobachtete diesen Brauch im böhmischen Karlsbad und schrieb darüber das Gedicht „St. Nepomuks Vorabend“, das mit dem Vers beginnt: „Lichtlein schwimmen auf dem Strome, / Kinder singen auf der Brücken, / Glocke, Glöckchen fügt vom Dome / Sich der Andacht, dem Entzücken.“ Auch in Ettlingen gibt es Glockengeläut zur Nepomukfeier. Glöckner Willi Kleinfeld läutet während der Nepomukfeier die historische Sibyllaglocke vom Rathausturm.
