Es ist angerichtet: das Fest der Literatur

Die Bandbreite von Literatur, sie spiegelt sich im Programm zu den 42. Landesliteraturtagen wider und sie kam bei der Eröffnung der Literaturtage zum Tragen. Literatur ist Genuss und Wortbaden, ist Florett und sanfte Radikalität, sie ist politisch. Und sie kann Heimat sein oder Heimat werden. Und die Sprache ist die Brücke, nicht der Spagat zwischen Deutsch und Italienisch oder Deutsch und Türkisch, beide Welten schließen sich zu einer und werden zu einem kreativen Moment.

Ohne Buch, das so lange schon tot gesagte, geht es nicht, auch nicht für Staatssekretär Arne Braun vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, der den haptischen Moment des Lesens braucht. Er brach in seinem kurzen Statement eine Lanze für solche Städte wie Ettlingen, in denen Kultur geschaffen werden, in denen solche Festival bewusst stattfinden und nicht in den Großstädten. Und dass Ettlingen hinlänglich Erfahrungen haben mit solchen Großveranstaltungen, das hob Oberbürgermeister Johannes Arnold heraus, der genau wie Arne Braun und später SINU alias Sinan Köylü und die Autorin Jagoda Marinic auf der Bühne Platz nehmen durften, um sich einer kurzen Fragerunde zu stellen von den beiden Moderatoren Laura Gommel und Moritz Konrad, beide Slammer.

Sowohl Braun wie Arnold als auch Köylü sind Parallel-Leser, sprich drei vier Bücher werden gleichzeitig begonnen und es könne sein, sie werden auch nicht fertiggelesen. Und auf die Frage Heimat, waren sich alle schnell einig, ist dort, wo man in guter Verbindung zu den Menschen lebt. Und die Ernst-Toller-Preisträgerin Marinic, sie hat von klein auf schon die Liebe zum Buch. Mittlerweile hat sie auch eine Zuneigung zum Podcast entwickelt, weil man mit diesem Format die jungen Menschen erreicht, eine große Ressource. Zum Entfliehen, wenn einfach zu viel Negatives passiere, greife er zum Hobbit, so Köylü, für den Heimat der türkische Olivenhain und der deutsche Weinberg ist.
Braun wollte noch eine Lanze für die Deutsch-Lehrer gebrochen wissen, denen der eine oder die andere viel zu verdanken habe. Und er sprach stellvertretend für alle Kulturamtsleiter Christoph Bader seinen Dank für das wirklich gelungene Programm aus. In diese Eloge stiegen auch OB Arnold und die Schriftstellerin Marinic ein.

Und dann wurde es spannend, wer hatte mit seiner Geschichte den The Länd Storyteller Award 2025 erreicht. 41 Texte gingen ein, die Autoren waren von 11 bis 83 Jahre alt. Eine Jury, in der neben Schriftsteller Matthias Kehle, Buchhändlerin Monika Hirsch, Redaktionsleiterin der BNN Dr. Swantje Huse, Kulturamtsleiter Christoph Bader sowie Christine Kratschmann Stadtbibliotheksleiterin und ihre Stellvertretern Bettina Haberstroh vertreten waren, machte sich die Entscheidung nicht einfach, galt es doch neben Stil und Ausdruckskraft auch zu beurteilen, berührt mich die Geschichte, überrascht mich das Geschriebene. Am besten konnte das Judence Kayitesi mit ihrem Werk, das autobiographische Züge enthält, stammt doch die 42-Jährige ursprünglich aus Uganda. Den zweiten Platz erhielt Sebastian Gonschor und den dritten Platz Franca  Curcio Peitgen.

Und dann nahm Jagoda Marinic die Zuhörer des Abends mit ins Restaurant Dalmatia und damit mit in die Erlebniswelt der zweiten Generation von Migranten, die auf der Identitätssuche sind. Dankbarkeit, die die Eltern gegenüber Deutschland gezeigt haben, weil sie hier arbeiten durften, für dieses Verhalten der Eltern schämen sich die Kinder. Sie habe wie in Kanada ein Einwandererdenkmal gesucht für die Leistungen der Gastarbeiter. Die nächste Generation zeigt eine Lust am Spiel der Identitäten, sie versucht sich von den Klischees zu befreien.

Deutlich machte die Publizistin Marinic, wir müssen die Gegnerschaft abbauen, die derzeit überall herrsche, und Gemeinsamkeiten finden. Eben mit sanfter Radikalität sich aus der Empörungsspirale befreien.

Für einen Farb- und Bewegungsrausch sorgte die Urban Dance School während Köylü mit auf deutsch und türkisch gesungenen Liedern für den richtigen Ton an diesem Eröffnungsabend sorgte.

Weiter ging es dann am nächsten Tag mit einer Veranstaltung des Jazz-Clubs im Rahmen der Literaturtage und dann hieß es am Samstag Bühne frei für die Schlosskulturnacht mit einem mehr als prallen Programm, ob Chormusik, Kabarett, Mundartbegegnungen, Lesungen aus Debut-Werken und Sing-Songwriterin.
Einen Tag später gab es dann mit Christine Westermann ein Stelldichein in der Stadthalle. Ins Kino ging es mit dem Drehbuchautor Murad Abu Eisheh, dessen Film „A Calling. From the Desert. To the Sea“ gezeigt wurde, wie ein Mädchen dem Diktat der IS aus Syrien entflieht.
 

Was Flucht mit einem Menschen macht, welche Auswirkungen es auf sein Leben hat, das thematisiert der Autor Ilija Trojanow. Er liest am Donnerstag, 20. März um 19.30 Uhr in der Schlossgartenhalle.
Am Freitag, 21. März kommen die Freunde von Comedy mit Manuel Butt im Grünhaus der Stadtwerke auf ihre Kosten oder am selben Abend gibt Lorenzo Petrocca Trio ein Konzert im Jazz-Club.

Und am Samstag, 22. März heißt es für manch einen zum ersten Mal ran den Speck oder besser ans Poetry Slammen bei einem Workshop, dem sich selbstredend eine Präsentation anschließt. Nicht an der Alb, sondern im Schlosshof findet zeitgleich der Bücher- und Papierflohmarkt statt.

Das komplette Programm gibt es unter  www.ettlingen.de/literaturtage
Tickets bei der Touristinformation 101 333 oder www.reservice.de