Rekord-Spielzeit bei den Schlossfestspielen: 54.000 Besucher genossen Sommertheater

Szenenfoto aus Black or White, Oliver Thom

Was für eine Spielzeit: Bürgermeister Dr. Moritz Heidecker sprach von einer ‚grandiosen Saison‘, denn mit rund 54.000 Besucherinnen und Besuchern konnten die Schlossfestspiele gegenüber den Vorjahren nochmals auftrumpfen. „Theoretisch sind 140 Prozent der Einwohnerschaft Ettlingens zu den Festspielen gekommen“, schmunzelte der BM, stellvertretend für Oberbürgermeister Johannes Arnold. Er zeigte sich tief beeindruckt von der Kraft, der Energie und dem Einfallsreichtum, die sich in den Aufführungen manifestierten, und das bei erheblichen Wetterunbilden. Darauf könne man stolz sein, sagt er, bevor er beim traditionellen Pressegespräch zum Spielzeitende am Montag dieser Woche an Intendantin Solvejg Bauer übergab.

Eine wettermäßig herausfordernde Saison sei es in der Tat gewesen, von kühl über Sturm bis zu Hitzewellen, „doch wir mussten kein einziges Mal abbrechen“. Klar sei: die Gesundheit dürfe nicht auf dem Spiel stehen, gerade bei den jüngsten Zuschauern. Sie dankte dem Ensemble, das ‚Nerven aus Titan‘ bewiesen habe, sowie insbesondere Christian Held, dem technischen Leiter, Disponentin Elisaveta Zarayskaya und Isabella Freund, die für Verwaltung und Controlling zuständig ist.  Das erneute Rekordergebnis sei erfreulich; ob es im kommenden Jahr, ihrem letzten Jahr in Ettlingen, zu toppen sei, bleibe abzuwarten. Die für 26 geplante Westsidestory, soviel hatte sie bereits im Gemeinderat verraten, lasse ein weiteres gutes Ergebnis erwarten. 

„Bodybilder“ war das Motto der Festspiele in diesem Jahr, die Stücke drehten sich folgerichtig um den Körper, von der körperlichen Transformation eines Michael Jackson hin zu einem quasi künstlichen Wesen über Pippi Langstrumpf, die Freiheit und Selbstbestimmung verkörpert bis zur früh verstorbenen Evita und zur Mimi in der Oper La Bohème, deren fragiler Leib in einer dystopischen Welt den Dienst versagt. „Sommertheater ist nicht nur Mainstream, sondern nimmt sich der Themen an, die in der Luft liegen“, betonte Bauer. Körperlicher Einsatz kam auch vom Publikum, „das so früh singend und tanzend mitging mit  großen Euphorie, selbst bei der Oper“, das sei schon beeindruckend gewesen. ‚Standing Ovations‘ waren an der Tagesordnung.

Gelungen sei auch, die Jugend in den Schlosshof zu holen, Theaterpädagoge Sebastian Thurner habe hervorragende Arbeit geleistet und gemeinsam mit den Jugendlichen ein Stück entwickelt, in das sie sich komplett einbringen konnten. Auch die Nachgespräche seien beeindruckend gewesen.  

Mittlerweile sei das Publikum daran gewöhnt, sich neuen Interpretationen zu öffnen. Solvejg Bauer erläuterte dies am Beispiel der Oper La Bohème: die dystopische Annäherung an einen Stoff aus den 1880er Jahren fordere die Sehgewohnheiten heraus, doch nur durch die Transferierung ins Jetzt oder das Morgen könne eine solche Inszenierung gelingen. „Nur dann macht die Aufführung etwas mit den Menschen, sie bricht die Lethargie und bringt Kraft hervor.“ Und so kam es, dass die Oper zu fast 76 Prozent ausgelastet war, viele junge Leute waren im Publikum. Das Kinderstück Pippi in Taka-Tuka-Land sahen über 16.000 Zuschauer (92 Prozent Auslastung) und Black and White über 12.000, eine Auslastung von fast 100 Prozent.

„Sind wir was wir sind“, das Jugendstück, sahen viele Schulklassen, fast 1.100 junge Leute, Auslastung über 91 Prozent. Evita habe sich im Vorverkauf etwas schwergetan, nahm dann aber Fahrt auf: „Wiederaufnahmen sind vor allem bei Musicals die Regel“, viel Glück habe man mit dem jungen Musicalstar Gonzalo Campos Lopez als Ché gehabt, über 7.100 Menschen kamen, Auslastung über 84 Prozent.   
Die Gala war mit 82 Prozent und über 2.500 Besuchern gleichfalls ein Renner, „dazu hatten wir erstmals eine Kooperation mit fünf Spielorten“, erklärte die Intendantin. Das Stück „Titanic“ als Wanderaufführung war der Pilotversuch, das Bühnenbild kam in Kisten und wanderte nach Bad Hersfeld, Schwäbisch Hall, Bad Gandersheim…. Eine Auswertung werde folgen.

Wichtig ist Solvejg Bauer, dass die Rollen „divers besetzt“ werden hinsichtlich der Körperlichkeit, um „die Vielfalt, in der wir leben, sichtbar zu machen.“ Nicht so wie in den Musicals der 80er Jahre, „als alle gleich aussahen“, das war damals der Zeitgeist.
Wunderbar war wieder die Kooperation mit der Pop Akademie, neben der außergewöhnlichen Maram El Dsoki waren nur neue Gesichter dabei. Publikumslieblinge waren Silvia und Jochen, u.a. Empfangsdame und Hausdiener bei Black and White, und auch der Bürgerchor war wieder eine Bereicherung und ist nicht mehr wegzudenken.

Gutes zu verkünden hatte Controllerin Isabella Freund, auch wenn noch nicht alles abgerechnet sei: „Wir sind im Budget geblieben“, mehr noch: „Wir haben einen Mehrbetrag beim Sponsoring dank treuer Sponsoren in Höhe von 40.000 Euro und Mehreinnahmen beim Kartenverkauf in Höhe von 170.000 Euro“, dies mindere den städtischen Zuschussbedarf.