„Man kann was draus machen“
Den Sibyllataler als Auszeichnung und Ehrung erhielt Fritz Pechowsky zum 100. Geburtstag, überreicht von OB Arnold im Beisein von Ehrenbürger Dr. Vetter sowie Josef Offele, OB a.D. und Pechowskys Lebensgefährtin Maria, nicht zu vergessen die Urkunde des Landesvaters Winfried Kretschmann.
Man kann was draus machen, aus 100 Jahren Lebenszeit. Das hat Fritz Pechowsky einmal mehr bewiesen, denn zum seinem 100. Geburtstag hat er sich selbst drei Ständchen gesungen natürlich mit eigenen Texten, begleitet durch Thorsten Gonsmanns. Er nahm denn auch gleich Oberbürgermeister Johannes Arnold, der ihn nebst seinen Verwandten und Freunden ins Obere Foyer des Rathauses eingeladen hatte, die Regie aus den Händen, um die Feierstunde mit einem ersten Lied zu eröffnen. Auf Louis Amstrongs Wonderful World erklang „Du hast noch was drauf“ und weil es heute an Respekt vor dem Alter gebricht, gab es Blue Moon mit einem Augenzwinkern.
Dann gab er das Regiezepter wieder an den OB retour, der auf den Menschen Pechowsky durch drei Zeitfenster blickte, er sei ein Zeitmacher, betonte Arnold. Bereits im tschechoslowakische Brünn waren ihm Theater und Film ein Kompass. Er musste wie der Rest seiner Familie fliehen, doch rückblickend hob er heraus „ich habe mich gerne integriert“ auch und gerade, weil er ein Mann war, der den Kontakt suchte. Er gründete mit seiner Ehefrau eine Drogerie, dann übernahm er den Samenladen des Schwiegervaters Schenk.
Doch seine Leidenschaft gehört der Bühne, dem Film und dem Schreiben, sein Lebenselixier. Er gründete das Seniorenkabarett „Graue Zellen“, für das er jedes Jahr ein neues Programm schreibt, Humor ist für ihn Haltung, Kabarett Klärung. Und Einmischen heißt für ihn genau sein, mit Menschen sprechen, besonders mit den Jüngeren. Er geht als Zeitzeuge in Schulen, macht Vergangenheit verständlich und Zukunft leichter, so Arnold. Und er ist ein Vorbild, denn für ihn ist Heimat nicht, wo man herkommt, sondern, wo man mitgestaltet.
Und auf Arnold rhetorische Frage, was bedeutet das für Ettlingen, liefert der OB gleich die Antwort, seine Lebensgeschichte verbindet die Wunden des 20. Jahrhundert mit der Offenheit unserer Stadt. Er zeigt, dass der Weg vom Fremden zum Nachbarn oft nur ein Gespräch entfernt ist. Und er steht für Verantwortungsfreude, sprich, was trage ich bei zum Ganzen. Er stehe für Haltung ohne Härte, Klare Kante in der Sache, Respekt im Ton, diese Mischung braucht es in Debatten und auf unseren Plätzen. Sie macht aus „Unterschiedlichkeit Zusammenhalt.
Weil Dank allein nicht reicht, überreichte Arnold an den Hundertjährigen den silbernen Sibyllataler. „Sie haben unsere Stadt über Jahrzehnte mit Kultur, Mut und Menschlichkeit bereichert“.
Und dann gab es zum Abschluss des offiziellen Teils noch ein Lied von ihm zur Melodie von Sinatras My Way mit dem sinnträchtigen Refrain „Wir bleiben nur Amateure“.
Jeder zollte ihm Respekt, was Pechowsky genoss wie auch den Plausch mit Ettlingens Ehrenbürger Dr. Erwin Vetter. Vertraut saßen sie nebeneinander.
