KVV erarbeitete Lösungsvorschläge für Buslinienanpassungen - Fahrgastzählungen und weitere Gespräche

Blick ins Cockpit eines Busses

Im Dezember letzten Jahres war turnusgemäß der neue Fahrplan für die KVV-Buslinien (Karlsruher Verkehrsverbund) in Ettlingen in Kraft getreten. Ebenso turnusgemäß gingen mit dem Fahrplanwechsel einige Änderungen einher, die die Fahrgäste, aber auch Anrainer der Busfahrlinien vor Herausforderungen stellten. Zahlreiche Änderungswünsche, Kritikpunkte und Verbesserungsvorschläge wurden an die Stadtverwaltung herangetragen. Mittlerweile hat sich einiges gut eingespielt und im Alltag als durchaus praktikabel erwiesen. An anderen Stellen konnte nachgebessert werden.
So konnte Oberbürgermeister Johannes Arnold in mehreren Gesprächsrunden mit dem Landkreis und dem KVV erreichen, dass eine Lücke im Abendverkehr nach und von Bruchhausen geschlossen werden konnte (die Redaktion berichtete). Seit den Osterferien fährt der Konzessionär Richard Eberhardt GmbH mit drei Bussen auch in den Nachtstunden nach 20 Uhr den Stadtteil an (Fahrplanauskunft gibt es im Internet via   www.kvv.de/fahrplan/fahrplaene/fahrplantabelle).  Rund 35.000 Euro lässt sich die Stadt die Verbesserung kosten. Daher wird es auf dieser Strecke Fahrgastzählungen geben, um herauszufinden, ob die Investition tatsächlich gerechtfertigt ist.
 
Anpassungen im Busliniennetz, die Taktverbesserung, Steigerung der Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit zum Ziel haben, sind immer eine Herausforderung. Einerseits wird eine hohe Taktung nebst mehr Verlässlichkeit gewünscht von Seiten der Busnutzerinnen und -nutzern, andererseits fordert die Anwohnerschaft möglichst wenig Verkehr im eigenen Wohngebiet.
So auch im Wohngebiet Neuwiesenreben, wo einerseits Zustimmung zu besserer Anbindung zu verzeichnen war, andererseits das Mehr an Bussen zu einem Mehr an Belastung führte. Der Optimierungsdialog mit den Bürgerinnen und Bürgern von Neuwiesenreben mündete nun in ein überarbeitetes Konzept. „Der KVV hat die kritischen Punkte aufgenommen und eine Lösung entwickelt, die funktionieren kann“, sagte Oberbürgermeister Johannes Arnold; er sei dem KVV-Planer Rick Eichner, der die Linienführung mit Blick auf die Vorschläge aus der Bürgerschaft auf den Prüfstand gestellt hatte, sehr dankbar.
 

Eines sei klar, werde an einer Stelle im Liniennetz an der Stellschraube gedreht, habe dies Auswirkungen auf das gesamte System. Verbesserungen für die einen bedeutet automatisch Abstriche für die anderen, auch dies müsse deutlich gesagt sein, so der OB.
 
Die Buslinienplanung des KVV fußt auf bestimmten Rahmenbedingungen, so ist ein Erschließungsradius von 400 Metern einzuhalten, eine bestimmte Taktung ist vorgegeben und die Schienenanschlüsse am Wasen und am Erbprinz sind zu berücksichtigen. Die Stadt wünscht mit Blick auf Klimaschutz und Energieeinsparung den Ausbau und die Attraktivierung des ÖPNV, und örtliche Gegebenheiten der Infrastruktur  setzen für die Planung weitere Eckpfeiler, Stichwort Kurvenradien oder Pausenmöglichkeiten für die Fahrer.
Vorschläge aus der Anwohnerschaft Neuwiesenrebens waren schon alleine durch die mangelnde Befahrbarkeit der Strecken wegen der Abbiegeradien und Schleppkurven nicht realisierbar. Bei anderen vorgeschlagenen Alternativen sind gesetzliche Lenkzeitpausen nicht einzuhalten oder durch Verknüpfung von Strecken mit anderen Linien ist ein Streckentausch nicht möglich.
 
Wie sieht nun der Lösungsvorschlag aus, der voraussichtlich nach den Sommerferien realisiert werden kann?
 
Die Linie 110 wird nicht mehr durch Neuwiesenreben verkehren, das Gebiet wird ausschließlich durch die Linie 112 erschlossen, die in beide Fahrtrichtungen und bis zum Bahnhof Ettlingen-West geführt wird. Neuwiesenreben wird damit künftig nur noch im  halbstündigen Takt versorgt (nicht  im 20-minütigem Takt). Die Anzahl der Fahrten reduziert sich von sechs auf zwei pro Stunde. Halteverbote werden geringfügig angepasst, bleiben im Wesentlichen aber bestehen, um die Befahrbarkeit der Neuwiesenreben- und der Adenauerstraße zu erleichtern.
Aber: alle bestehenden Haltestellen bleiben erhalten, bis auf wenige Ausnahmen kann Busbegegnungsverkehr vermieden werden. Der ÖPNV fährt an den Wochentagen zwischen 5 und 20 Uhr, samstags 6 bis 20 Uhr und sonntags zwischen 8 und 19 Uhr durch das Gebiet.

Auch für Ettlingen-West konnte eine Anpassung erreicht werden: es wird einen Spätbus geben, der das Gebiet um 23 Uhr nochmals anfährt. Auch dieser zusätzliche Bus schlägt finanziell zu Buche, mit 12.000 Euro/Jahr.
Einen weiteren ‚Stellschraubendreh‘ in Ettlingen-West in Sachen Pünktlichkeit werden alle bemerken, die auf die Stadtbahn-Anschlussstelle Wasen angewiesen sind.
Als die Schleifenführung der Linie 105 eingeführt wurde, harmonierten die Bus- und die Stadtbahnzeiten hervorragend. Durch externe Einflüsse, die Tempo-30-Zone in der Rheinstraße und  die Verschiebung des Fahrplans der S1/S11 wegen des neuen Stadtbahntunnels wurde das Zeitfenster für die 105 immer kleiner. Effekt war, dass die Busse der 105 den Wasen genau dann erreichten, wenn die Schranken schon geschlossen und die Bahnen nahezu abfahrtbereit waren.
Durch die neuen Start- und Endhaltepunkte in Ettlingen-West anstelle der Schleifen kann durch Standzeiten überschüssige Zeit ausgeglichen werden, was bei der Schleifenführung nicht möglich war. So werden die Schienenanschlüsse zuverlässig und rechtzeitig erreicht und gefährliche Situationen, wenn Umsteiger über Gleise rennend ihre Bahn noch zu erreichen suchten, dürften damit passé sein. Auch für diese Bereiche wird es Fahrgastzählungen geben, „nicht nur Schätzungen, sondern konkrete Zählungen“, betonte OB Arnold.
 
Kritik gibt es vereinzelt noch aus den Reihen der Anwohnerschaft wegen Begegnungsverkehr Bus mit Bus im Bereich Hohewiesenstraße. Fakt ist aber, dass Probleme beim Begegnungsverkehr von Bussen mitunter auch daran liegt, dass Fahrzeuge nicht ordnungsgemäß abgestellt werden.
Zu dieser Problematik wird sich die Verwaltung mit dem KVV und Vertretern der Anwohner gemeinschaftlich Gedanken machen, bei einem Vor-Ort-Termin die Situation nochmals bewerten und nach möglichen Verbesserungen suchen. Eine endgültige Bewertung der Linienführung ist aber sicherlich erst nach Beendigung der Baustelle in der Hohewiesenstraße möglich.
 
 
Die Stadt ist grundsätzlich ständig im Kontakt mit dem KVV, um die Versorgung mit dem öffentlichen Nahverkehr weiter zu verbessern. Mit jedem großen Fahrplanwechsel im Dezember gehen Überprüfungen und Anpassungen einher, dies wird auch weiterhin so bleiben. Kleinere Änderungen werden gewöhnlich mit dem so genannten kleinen Fahrplanwechsel im Juni erledigt.
Immer wieder wird der Ruf nach Elektrobussen laut, auf einigen Strecken sind in Ettlingen schon solche Busse unterwegs. Einem Kreistagsbeschluss zufolge sollen es mehr werden, freiwillig, ohne gesetzliche Verpflichtung. Allerdings haben die Elektrobusse laut KVV lange Lieferzeiten von bis zu 24 Monaten, sie sind aber bestellt.